RheinMain CongressCenter, Wiesbaden

Charakteristische Identität im Umfeld baulicher Tradition

Wie verbindet man effizient ein innovatives Veranstaltungszentrum für bis zu 12 500 Menschen mit der gewachsenen und bestehenden Innenstadt-Architektur? Das RheinMain CongressCenter im Herzen von Wiesbaden liefert die Antwort auf diese architektonisch wie städtebaulich relevante Frage. Hochmoderne Architektur – gleichwohl ein Mix aus traditionellen Bauelementen und modernem Baustil – fügt sich in eine Innenstadt mit großer baulicher Tradition ein.

Architekt Ferdinand Heide überzeugt nicht nur durch einen Gebäudeentwurf mit transparenter und tageslichtdurchfluteter Gestaltung. Die Integration in das urbane Umfeld gelingt in der Hauptstadt des deutschen Bundeslandes Hessen auch durch eine Fassadengestaltung, die sich an den großen Bauten eines der ältesten Kurbäder Europas orientierte. Mit seinen hohen umlaufenden Kolonnaden greift das RheinMain CongressCenter stilistische Elemente des Wiesbadener Kurhauses und des Staatstheaters auf.

Die wachsende Bedeutung wirkungsvoller Fassaden und ihrer Illumination in der Dunkelheit wird in Wiesbaden zusätzlich dadurch dokumentiert, dass Fügung, Gliederung und Materialität die innenräumlichen Qualitäten nach außen hin abbilden.

Eine wesentliche Qualität für die Integration des Komplexes in das Stadtgefüge in unmittelbarer Nähe zum Museum Wiesbaden und zwei hessischen Landesministerien ist die Trennung in zwei Teile mittels eines öffentlichen Durchgangs. Fußgänger müssen zur Nutzung der Innenstadt-Achse das Center nicht umgehen. Dies unterstützt die Philosophie der Planung: Nicht nur Besucher sollen sich angezogen fühlen – die Wiesbadener Bürger sind eingeladen, den Komplex unabhängig von Veranstaltungsterminen zu nutzen.

Insgesamt 45 Veranstaltungsräume und lichtdurchflutete Foyers sind in das RheinMain CongressCenter integriert, darunter eine Halle für bis zu 9 000 Besucher und ein zweiter größerer Saal für 3 200 Gäste. Mobile Wände sorgen für zusätzliche Flexibilität. Ein Tribünensystem mit 3 000 Plätzen in der großen Halle kann in eine eigens dafür konzipierte Tribünengarage zurückgefahren werden. Dank großzügiger Zugangsplanung können mehrere Veranstaltungen – neben den Hallen auch in den weiteren kleineren Tagungsräumen – gleichzeitig mit jeweils eigener Infrastruktur stattfinden. All das folgt dem ehrgeizigen Ziel der Planer: „Von außen harmonisch verwoben mit dem unmittelbaren Umfeld, innen das innovativste Kongress- und Veranstaltungszentrum Deutschlands.“

Das CongressCenter wird mittels einer Wärmepumpe über die Bodenflächen beheizt. Die Versorgung der Spitzenlasten erfolgt mit Fernwärme aus einem Biomasseheizkraftwerk. Der Strom für die Wärmepumpe wird über die Photovoltaikanlage auf dem Dach der großen Halle erzeugt.

Bereits drei Jahre vor Eröffnung wurde der Komplex mit dem Vorzertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) in Platin ausgezeichnet.

Mit hochwertigen Materialien in warmen Gelb- und Beigetönen fügt sich die Fassade des RheinMain CongressCenters in die Wiesbadener Innenstadt mit ihrer großen baulichen Tradition ein. Großformatige Glasflächen unterstreichen Transparenz und Durchlässigkeit des Gebäudes. „Naturstein und mit Natursteinzuschlag veredelte Sichtbetonflächen sowie die Holzverkleidungen der Saalwände definieren die Materialität des Kongresszentrums“, erklärt das federführende Architekturbüro Ferdinand Heide.

Die tragenden Pfeiler der Metall-Glas-Elemente erhielten nach außen eine hinterlüftete, wärmegedämmte Steinverkleidung. Sockel, Säulen und Dach der Kolonnaden sind Sichtbetonfertigteile, die durch Natursteinzuschlag und Aufrauen eine Naturstein-Optik erhielten. Die akzentuierte Beleuchtung der aufwendigen Fassaden transportiert die Wertigkeit der Materialien auch bei Dunkelheit. Die Abstimmung der Oberflächen und der Farben mit der Beleuchtung des hochmodernen Baukörpers prägen das Stadtbild Wiesbadens eindrücklich.

Wie verbindet man einen innovativen Neubau wie das RheinMain CongressCenter mit der Bestandsarchitektur ohne einen Bruch? Das Architekturbüro Ferdinand Heide nennt seine Lösung „das Prinzip einer Schichtung. Der angrenzende öffentliche Raum – sei es der Vorplatz oder der Park in unmittelbarer Nähe – findet eine Fortsetzung in den Kolonnaden des CongressCenters, geht über in Foyerzonen und von dort in die Veranstaltungshallen.“

Um diese architektonische Struktur im Außenraum und somit im Übergang vom neuen Komplex zur Bestandsarchitektur zu unterstreichen, sind zur Gliederung und zur Beleuchtung in der Dunkelheit BEGA Lichtbauelemente ideal. Sie strukturieren Außenräume, leiten die Personenbewegungen auf Plätzen wie vor dem CongressCenter. Die Lichtbauelemente nehmen zudem die Formensprache der kubischen Säulen der Kolonnaden auf und stellen eine harmonische Verbindung zwischen dem repräsentativen Vorplatz und dem Eingangsbereich des CongressCenters her.


Bauherr TriWiCon, Wiesbaden Architektur Ferdinand Heide Architekt BDA, Frankfurt am Main Lichtplanung Day & Light Lichtplanung Frank Vetter, München Fotografie RMCC Thomas Ott